
Episodenliste
Episode 1: Fake Staat, echte Gefahr
Episode 2: Von Verschwörungstheoretikern, …
Episode 3: Von der Krise zur Radikalisierung
Episode 4: Dein Reich komme, dein Reich geschehe
Episode 6: Reichsbürger und Medizin
Episode 7: Von Flensburg über Preußen nach Berlin
Episode 8: Antisemitismus bei Reichsbürgern
Episode 9: Medienkritik im Reichsbürgermilieu
Oder die Episode online auf Spotify, Apple Podcasts oder der Mediathek der HHU hören, und natürlich der RSS-Feed.
Worum geht es in dieser Folge?
Episode 9 unseres Podcasts ist online: ‘Medienkritik im Reichsbürgermilieu – Misstrauen als Medienstrategie‘. In dieser Episode geht es um ein zentrales Element der Reichsbürgerideologie: die Medienkritik. Primär geht es um die Frage, wie Reichsbürger Kritik an den Medien nutzen, um den Staat zu delegitimieren.
Eine Analyse von Dokumenten aus fünf verschiedenen Reichsbürgergruppierungen, darunter der „Freistaat Preußen“, „Der Bundesrath“ sowie zwei sogenannte „Exilregierungen“ verdeutlicht die Rolle von Medienkritik innerhalb dieser Szene. Wiederkehrende Begriffe wie Lügenpresse, GEZ oder Zwangsgebühren prägen die Sprache dieser Gruppierungen. Medien werden darin als Propagandakanäle oder gar als gleichgeschaltet diffamiert, häufig in Anlehnung an NS-Rhetorik. Diese gezielte Sprachwahl ist Teil einer umfassenden Strategie: Medien werden als Werkzeuge staatlicher Indoktrination dargestellt, deren Ziel es sei, die Bevölkerung zu manipulieren. Ziel dieser medialen Delegitimierungsstrategie der Reichsbürger ist es, gezielt Misstrauen zu schaffen. Indem traditionelle Informationsquellen diskreditiert werden, entstehen Echokammern, in denen alternative Deutungen ungestört zirkulieren und sich radikalisieren können. Der demokratische Diskurs wird dadurch geschwächt.
Die Reichsbürgerbewegung steht mit ihrer Medienkritik nicht allein. Ähnliche Narrative finden sich auch in anderen extremistischen Milieus, darunter rechtspopulistische, verschwörungsideologische oder staatsfeindliche Gruppen. Psychologisch wirken diese Narrative insbesondere auf Menschen, die sich ohnmächtig, verunsichert oder abgehängt fühlen. Sie bieten einfache Antworten auf komplexe Fragen und nähren das Bedürfnis nach klaren Feindbildern.
Die Analyse zeigt deutlich, wie gefährlich die systematische Medienkritik im Reichsbürger-Milieu für demokratische Strukturen sein kann. Sie unterstreicht zugleich die zentrale Bedeutung von Medienkompetenz und unabhängiger Berichterstattung als Bedingung einer offenen Gesellschaft. In einer Zeit, in der gezielte Desinformation und die Untergrabung demokratischer Institutionen zunehmen, sind Wachsamkeit, Bildung und eine kritische Öffentlichkeit wichtiger denn je.
Quellen, die wir im Podcast angesprochen haben
Die Folge von Monitor, die wir erwähnt haben, stammt von Véronique Gantenberg & Julia Regis und trägt den Titel Pressefreiheit im Visier: Wie die AfD kritischen Journalismus bekämpft. Sie stammt vom 23.11.2023 und kann online hier abgerufen werden.
Außerdem beziehen wir uns auf folgenden Text:
Krüger, Uwe & Jens Seiffert-Brockmann. 2018. „Lügenpresse“ – Eine Verschwörungstheorie?. In: Hektor Haarkötter & Jörg-Uwe Nieland, (Hrsg.). Nachrichten und Aufklärung, S. 67-87. Wiesbaden: Springer.